Was blüht uns morgen?

Jahresmotto 2023

Liebe Staudenfreunde,
2023 möchte ich diese Frage zu unserem Jahresmotto machen. Und vorab kann ich auch gleich schon versprechen: Es wird etwas blühen!

Jedes Jahr zur gleichen Zeit wiederholt sich der Ablauf. Ich schaue aus meinem Bürofenster und es wird deutlich früher dunkel. Ich weiß, nun sind die Türen der Gärtnerei geschlossen. Die meisten Mitarbeiter sind in der wohlverdienten Winterpause und auch unsere Stauden haben sich zum Ausruhen in die Erde zurückgezogen. Höchste Zeit also für mich, die vergangene Saison auszuwerten.

Spätestens jetzt muss ich mich um die Sortimentsplanung kümmern, um für Sie im nächsten Jahr wieder ein ansprechendes und vielfältiges Sortiment bereit zu halten. Sie können es sich sicher schon denken: Die Planung des Staudengärtners wird nicht nur durch die Wünsche der Kundschaft bestimmt. Im Gegenteil, es gibt Vieles für mich zu beachten. Welche Pflanzen sind nicht mehr zeitgemäß oder wurden einfach wenig gekauft? Welche Arten und Sorten sind wiederum zeitlos und sollten stets in einer angemessenen Anzahl vorrätig sein? Was sind Trendpflanzen und gefragte Stauden, die in aller Munde sind?

Ein ganz großes Augenmerk schenke meinem persönlichen Trendgespür und frage mich: Welche Pflanzen sind noch recht unbekannt und könnten in den kommenden Jahren in Mode kommen? Dieser letzte Teil stellt mich immer vor die größte Herausforderung, ist aber auch von größter Bedeutung, sowohl für die Zukunft meines Betriebes als auch für die Zukunft der Gärten unserer Kunden.

Kniphofia, Allium spheracephalon, Perovskia, Calamagrostis
Kniphofia, Allium spheracephalon, Perovskia, Calamagrostis
Stipa und Echinops
Stipa und Echinops

Was war einmal?

Blicken wir auf der Zeitachse einige Jahrzehnte zurück, so erkennen wir, dass viele Pflanzen, die noch in den 1960ern und 70ern einen riesigen Hype erfuhren und in beinahe jedem Vorgarten zu finden waren, heute komplett aus den Gärten verschwunden sind und auch in den Staudengärtnereien nicht mehr zum Standard gehören. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich. Zum einen sind diese Pflanzen nicht mehr gefragt und – sie kennen es aus anderen Bereichen – Nachfrage bestimmt nun mal das Angebot. Zum anderen, und das ist der entscheidende Punkt, wachsen diese Arten und Sorten heute gar nicht mehr so gut oder sind viel empfindlicher als neue Sorten oder gar andere Gattungen und Arten.

In meiner Ausbildungszeit Mitte der 2000er-Jahre waren Gaura, Verbenen, Echinacea und Fackellilien gerade erst aufgekommen und rückten mehr und mehr in den Fokus. Eine Neuaufnahme der genannten Pflanzen war damals bei uns Staudengärtnern noch verpönt, da die Winterhärte fraglich schien bzw. es ungewiss war, ob diese Arten bei unseren Temperaturen ordentlich zur Blüte kommen würden, geschweige denn überhaupt überdauern würden.

Heute steht fest: alle Kritiker wurden eines Besseren belehrt. Alle Arten gehören mittlerweile zum Grundsortiment der Gärtnereien und sind heute in nahezu jedem Privatgarten zu finden. Folgendes Muster lässt sich immer wieder beobachten: Pflanzen, die aktuell noch als kritisch in unserer Klimazone betrachtet werden, „funktionieren“ zuerst im urbanen Bereich. Für mich ist es also nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Sorten und Arten auch in den ländlichen Gebieten halten werden.

Für einige Pflanzen bieten geänderte klimatische Bedingungen einen Vorteil. Durch ungünstige Witterung oder stark schwankende Temperaturen, besonders im Winter, kann es aber genauso gut passieren, dass eine seit Ewigkeiten als winterhart geltende Staude tendenziell häufiger ausfällt.

Wir Staudengärtner arbeiten täglich mit der Natur und spüren so Veränderungen in ihr viel schneller und stärker als Mitmenschen anderer Gewerke. Eines konnte ich anhand der Entwicklung in den letzten Jahren deutlich beobachten: Je extremer die Wetterphänomene werden, desto extremer reagiert die Pflanzenwelt – und darauf muss ich reagieren.

Zugegeben, es gäbe hier eine Option, die für mich eine stressfreiere, ruhigere Winterzeit bedeuten würde. Ich könnte das Sortiment meiner Gärtnerei schlichtweg so belassen, wie es vor Jahren eingeführt wurde und stur-entgegen aller Entwicklungen-meine Linie fahren, egal ob es funktioniert oder nicht.

Abgesehen davon, dass es für mich als Betriebsinhaber existentiell fatal wäre, würde es auch meine Ehre als Staudengärtner in Frage stellen, denn die Gartenbranche richtet sich schließlich nach jenen Trends, die wir Gärtner setzen und erkennen. Wir analysieren (auch für uns im Kleinen), welche Pflanzen Potenzial für die Zukunft haben. Diese werden von uns getestet, vermehrt, bekannt gemacht und ausgestellt (Stichwort: Gartenschau).

Setzt sich diese Art durch, gilt sie als Bereicherung für ein zeitgemäßes und zukunftsorientiertes Staudensortiment und ermöglicht Ihnen als Hobbygärtner wiederum, Ihren Garten in Sachen Klima-Resilienz auf die kommenden Jahre einzustimmen. Im Umkehrschluss heißt das auch: Wenn es nicht ausprobiert wird, können keine Trends gesetzt und somit keine zukunftsfähigen Arten und Sorten angeboten werden. Über kurz oder lang würde also aus einer blühenden Oase schnell eine karge Wüste aus „Knusperrasen“ werden und das, liebe Staudenfreunde, wollen wir natürlich nie und nimmer.

Sedum in Sorten, Euphorbia, Perovskia, Echinops
Sedum in Sorten, Euphorbia, Perovskia, Echinops
Euphorbia segueriana, Iris barbata, Kniphofia, Calamagrostis
Euphorbia segueriana, Iris barbata, Kniphofia, Calamagrostis

Was wird sein?

Der Dürresommer 2022 hat es uns allen gezeigt: Die Themen „trockenheitsverträglich“ und „klimaresistent“ sind in den nächsten Jahren zukunftsweisend. Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie auch wir im letzten Jahr bei von uns betreuten Projekten kaum mit dem Gießen hinterherkamen oder aufgrund des ausgedörrten Bodens keine neuen Pflanzen setzen konnten.

Wohin die Reise gehen wird, konnten wir aber schon ein Jahr vorher, nämlich bei der BUGA 2021 in unserem schönen Erfurt erleben. Das Staudenbeet an der Wasserachse, konzipiert von Landschaftsarchitektin Petra Pelz, präsentierte langblühende, ausdauernde und vor allem stresstolerante Arten wie Schönaster (Kalimeris), Eberraute (Artemisia), Zierlauch (Allium ‘Millenium‘) und robuste Montbretien.

Besonders in Erinnerung geblieben sind mir außerdem das Riesen-Federgras (Stipa gigantea), der Mönchspfeffer (Vitex agnus castus) oder auch die eine oder andere Bergminze (Calamintha). Zukünftig wird der Fokus definitiv noch mehr auf dem Stichwort „Klima-Resilienz“ liegen. Hierbei sind wir Staudengärtner in der glücklichen Position, aus einem schier endlos scheinenden Portfolio an Pflanzen schöpfen zu können.

In Sachen Neuheiten bleibt es spannend, denn ständig zaubern Staudenkollegen und -züchter neue Sorten aus dem Hut, die wir untereinander ausprobieren und auf Herz und Nieren prüfen. Auffällig ist dabei, dass viele Neuheiten und auch die eben erwähnten Pflanzen gewisse Ansprüche an den Boden haben.

Dieser sollte unbedingt abgemagert, bzw. mit Mineralien abgemulcht werden. Des Weiteren sollte man auf ausreichend Luft im Boden achten und die Gefahr einer möglichen Staunässe, ganz besonders im Winter, minimieren. Aus diesem Grund empfehle ich je nach Region, die Stauden in eine mineralische Schicht aus Mulch zu packen. Das geht viel einfacher, als es sich anhört. Lediglich das Wurzelende haftet auf dem eigentlichen Mutterboden an. Der obere Teil der Pflanze steckt in einer ca. 10cm dicken Schicht aus Sand oder gebrochenem Splitt.

Für stresstolerante Arten hat sich diese Pflanzung als äußerst erfolgreich erwiesen, denn so können die Stauden aus dem unteren Bereich Nährstoffe und Feuchtigkeit ziehen, während im oberen Bereich ein spezielles Mikroklima herrscht und Feuchtigkeit durch die gebrochene Struktur der Mineralien nicht nach außen dringt.

Oenothera tetragona, Scabiose Gudrun, Festuca mairei
Oenothera tetragona, Scabiose Gudrun, Festuca mairei

Natürlich möchte ich Ihnen auch einen kleinen Ausblick geben, was Ihnen bei uns, KLENART STAUDEN, in diesem Jahr blüht.

Der Gartenbau ist im digitalen Zeitalter angekommen: In diesem Jahr werden wir wieder das Planen von Beeten anbieten, allerdings nicht (nur) im klassischen Sinne mit Stift und Zeichenblock, sondern mithilfe einer App. Hierfür bedienen wir uns eines Programms, das von Petra Pelz entwickelt wurde.

Die Bedienung der App erfolgt intuitiv. Gemeinsam erarbeiten wir über Suchfilter eine passende Auswahl an Stauden für Ihre Gartensituation mit der richtigen Stückzahl an Pflanzen entsprechend der zu bepflanzenden Quadratmeterzahl. Als Extra gibt es einen Blütezeitkalender und einen Bildband der miteinander kombinierten Arten. Im Anschluss bespricht ein Gärtner unseres Teams mit Ihnen die Auswahl und gibt, wenn gewünscht, noch Ratschläge, Hinweise oder raffinierte Tipps, wie es perfekt werden kann.

Diese Art der Beet-Planung werden wir mit einem Termin (Dauer ca. 30 Minuten) in unserer Gärtnerei und gegen einen Beratungsbetrag anbieten. Anschließend haben sie die Wahl, wann es mit dem Staudeneinkauf los gehen darf. Entweder können Sie direkt die Pflanzen mitnehmen oder erst Ihr Beet vorbereiten und zum vereinbarten Termin die fertig gepackten Stauden abholen. Oder Sie nehmen das Handout einfach als Inspiration mit nach Hause und entwickeln es dort weiter. Der große Vorteil der App-Nutzung: Alle Pflanzplanungen sind gespeichert. Das heißt, sollten Ihre Unterlagen verloren gehen, Sie Änderungen wünschen oder einfach weiterplanen wollen, dann ist dies problemlos möglich.

Geranium, Echinacea weiß, Panicum
Geranium, Echinacea weiß, Panicum

Natürlich gehört zum richtigen Gärtnern auch das Händchen für den richtigen Mulch. Ich habe bereits über das Mulchen in Hinsicht auf Klima-Resilienz und neue Arten gesprochen. Werden Staudenbeete gemulcht, sparen sie nicht nur wertvolles Wasser, nein, sogar die Kleinfauna in Ihrem Garten kann davon profitieren. Beobachten sie es einfach selbst, denn nach dem Mulchen haben Sie dafür sogar wieder etwas mehr Zeit, denn Mulchen beugt zusätzlich dem Fremdbewuchs durch Unkräuter vor. Und sollte sich doch ein Unkräutchen ins Beet verirren, ist das durch die richtig gewählte Mulchschicht umso leichter wieder weggejätet.

Mein Team zeigt Ihnen gerne, welcher Mulch für Ihre Pflanzen und Ihren Standort geeignet ist. Wir verraten Ihnen die Vor- und Nachteile der Mulchsorten am jeweiligen Standort und präsentieren Alternativen anhand von praktischen Beispielen: Unseren Schauanlagen. (Pssst…, bei diesem Punkt greife ich schon mal vor: da haben wir auch wieder viel Neues für Sie vorbereitet!) Wer wissen will, was genau, der schaut in diesem Jahr unbedingt in der Gärtnerei vorbei.

Teucrium, Eryngium, Kniphofia, Allium Millenium
Teucrium, Eryngium, Kniphofia, Allium Millenium

Falls Sie es noch nicht getan haben, so möchten ich Ihnen abschließend empfehlen, unbedingt einen Blick in die sozialen Medien zu werfen. Entgegen des Vorurteils, dass diese nur dem Unterhaltungswert dienen, erwarten Sie bei uns Eindrücke aus dem Gärtnereileben sowie Tipps und Tricks rund um die Welt der Stauden. Auf unserem YouTube Kanal finden Sie außerdem ein großes Portfolio an Gartentipps, die wahrlich viele Informationen bieten und Sie gärtnerisch durchs Jahr begleiten.

Durch das Abonnieren oder Folgen von KLENART STAUDEN auf einer der Oberflächen (sprich Facebook, Instagram oder YouTube) verpassen Sie keinen unserer Beiträge und mit Kommentieren, Herzchen geben oder Daumen hoch Buttons erfahren wir, ob Ihnen unser Beitrag gefällt. Sie können uns mitteilen, was genau Sie gut fanden oder was wir besser machen können. Auf unserer Homepage können Sie unseren monatlich erscheinenden Newsletter „Gartentipps“ abonnieren, der über wichtige und interessante Gartenthemen informiert.

Auch vor Ort zu unseren Hofveranstaltungen (Saisoneröffnung 25.+26. März, Sommerfest 15.+16. Juli und Herbstspektakel am 23.+24. September) haben Sie jedes Mal die Möglichkeit sich weiterzubilden. Es finden immer spannende Führungen und Vorträge rund um das Thema Stauden statt. Aufgrund der großen Nachfrage möchten wir künftig spezielle Workshops und Vorträge zu gesonderten Terminen anbieten, um hier mehr Wissen intensiver vermitteln zu können.

Panicum und Eryngium yuccifolium
Panicum und Eryngium yuccifolium

Liebe Staudenfreunde,
sie merken es sicherlich, die Frage des Jahresmottos 2023 ist nicht so einfach zu beantworten. Doch eins kann ich Ihnen versprechen: Wir wollen und werden Ihnen auch dieses Jahr etwas bieten, nämlich etwas Zukunftswürdiges. Denn so ungewiss die Zukunft auch ist, so spannend ist sie.

Mein Team und ich würden uns sehr freuen, Sie auch in diesem Jahr in unserer Gärtnerei begrüßen zu dürfen, sei es zu unseren gewohnten Öffnungszeiten (die wir entgegen dem Trend auch in diesem Jahr beibehalten!), bei einem unserer Hoffeste oder zum Planungstermin für Ihr Staudenbeet. Gerne begrüßen wir Sie auch auf unserem Gärtnermarkt auf der Bundesgartenschau in Mannheim (14. April bis 8. Oktober 2023). Unter der Rubrik „Termine“ finden Sie auf unserer Homepage jene Termine für Messen und Veranstaltungen zu denen wir auch 2023 wieder präsent sind. Im Erfurter egapark finden sie in diesem Jahr ein Teilsortiment unserer Gärtnerei im ega-Shop am Haupteingang.

Für alle, die es nicht in unsere Gärtnerei oder zu unseren Messeterminen schaffen, oder auch für diejenigen, die einfach nicht genug bekommen können von Pflanzen im Allgemeinen und Stauden im Speziellen, denen stehen die digitalen Tore unseres Onlineshops 24 Stunden am Tag in komplett neuem Gewand zur Verfügung.

Sedum und Astern in Sorten
Sedum und Astern in Sorten

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für diese Gartensaison, wir tun unser Bestes, dass es für Sie eine wahre Freude sein wird!

Ihr Pascal Klenart

Ihr Staudenspezialist in Erfurt