Pfingstrosen

Pfingstrosen - unser Jahresmotto 2022

So wie in jedem Jahr eine Staude des Jahres gekürt wird, gibt es auch bei uns immer ein „Jahresmotto“. Das muss nicht zwangsläufig einer Pflanze gewidmet sein, 2022 war es aber so:

In dem Jahr drehte sich vieles um eine faszinierende Pflanzenart: Paeonia, die Pfingstrose, die auch in unserem Sortiment sehr repräsentativ vertreten ist.

„Leider gehen noch heute die meisten Gartenfreunde durch ihr ganzes schönes Gartenleben ohne Ahnung, dass sie an einem der schönsten Erdteile der Blumenwelt, nämlich der Aristokratie der Paeonia, vorbeisteuerten.“

In diesem Zitat beschreibt Karl Foerster, was auch wir durch Kundengespräche in unserer Gärtnerei bestätigen können. Pfingstrosen finden sich oft in Gärten – weil sie einfach schon immer da waren! Dabei haben sie etwas Edles und Anmutiges an sich, dessen man sich erst (wieder) bewusst werden muss.

Der botanische Gattungsname der Pfingstrose – „Paeonia“ – stammt aus dem Griechischen. Anders als ihr deutscher Name vermuten lässt, ist die Pfingstrose botanisch nicht mit der Rose verwandt. Nur ihre Erscheinungsbilder ähneln sich.

Ihre Ursprünge haben die Pfingstrosen in Asien, vom Mittelmeerraum gelangten sie über die Alpen in Klostergärten, wo sie für medizinische Zwecke genutzt wurden. Aufgrund ihrer unbestreitbaren Schönheit traten sie aber recht schnell ihren Siegeszug in die Bauerngärten an.

Generell unterteilt man Pfingstrosen in drei Gruppen: staudige, strauchige und halbstrauchige Pfingstrosen. Natürlich bestehen zwischen diesen drei Gruppen wesentliche Unterschiede, was bei ihrer Verwendung eine große Rolle spielt und man bei der Gartengestaltung unbedingt beachten sollte.

Die Gruppe der staudigen Pfingstrosen umfasst weit über 20 Wildarten. Staudige Pfingstrosen wachsen und blühen am einjährigen Trieb und ziehen sich – typisch für Stauden – im Winter ganz in ihre Wurzeln unter der Erde zurück. Der Austrieb erfolgt je nach Witterung ab März oder April. Die erste Art, die im Frühjahr zur Blüte kommt, ist Paeonia mlokosewitschii mit meist gelb bis creme farbener, einfacher Blüte. Als nächstes folgen die Netzblatt-Pfingstrosen (Paeonia tenuifolia). Schließlich blühen ab Mai die gesamte Arten der Paeonia officinales und um Pfingsten bzw. ab Juni die letzten Pfingstrosen Paeonia lactiflora.

Als nächstes gibt es die Strauchpfingstrosen. Ihre Besonderheit steckt bereits in ihrem deutschen Namen: Strauchpfingstrosen sind komplett verholzend und gehören damit streng genommen gar nicht zum Stauden- sondern vielmehr zum Baumschulsortiment. Da wir Strauchpfingstrosen genau so lieben wie die staudigen Arten, gehen wir hier etwas fremd und haben auch einige der verholzenden im Sortiment. Das Besondere bei Strauchpaeonien ist, dass sie zeitiger zur Blüte kommen als die meisten ihrer staudigen Verwandten. Je nach Witterung und Gruppe setzt die Blüte ab Ende April ein.

Sobald der Laubaustrieb beginnt, sollten Strauchpfingstrosen vor Spätfrösten geschützt werden, meist reicht es, einen Kübel oder ein Vlies über die Pflanzen bei angesagtem Frost zu legen. Strauchpfingstrosen sollten möglichst gar nicht zurückgeschnitten werden, da sie immer wieder neu aus den Augen, d.h. hervorstehenden Stellen am Geäst, austreiben. Gärtnermeister Pascal findet vor allem die Wildarten dieser Gruppe spannend. So haben wir Paeonia lutea und Paeonia delavayi aus China im Sortiment. Die Wildarten ziehen wir größtenteils aus Samen heran. Die Pflanzen sind zum Zeitpunkt des Verkaufs schon mehrere Jahre alt. Das ist für die Kunden auch gut so, denn viele Wildarten blühen erst nach 5 bis 10 Jahren zum ersten Mal.

Zu guter Letzt beleuchten wir noch die Halbstrauchigen Pfingstrosen. Hierbei handelt es sich um keinen Zufallsfund, sondern um eine absichtlich gezüchtete Gruppe. Sie sind dank des Pfingstrosenzüchters Toichi Itoh aus Japan in den 1950er Jahren entstanden. Wie der Name vermuten lässt, vereinen sich hier die positiven Eigenschaften beider „Elternteile“, also die der Stauden- als auch der Strauchpfingstrosen. Für uns als Pflanzenverwender im Garten ist das ein schöner Zugewinn. Der einzige Nachteil an diesen Intersektionellen Hybriden ist, dass sie sich leider schlecht teilen lassen, was sie zur teuersten der drei Hauptgruppen macht. Doch in Sachen Farbvielfalt und Blütengröße macht diesen Exemplaren so schnell keine andere Pflanze etwas vor.

Pfingstrosen als mittelmäßig wüchsige, aber konkurrenzstarke Dauerstauden überzeugen ganzjährig im Staudengarten. Generell bevorzugen Pfingstrosen einen nährstoffreichen Boden, sind aber anpassungsfähig und kommen auch mit „weniger“ zurecht.

Bereits der Laubaustrieb im Frühjahr ist faszinierend. Gerade Paeonia lactiflora treibt häufig mit weinrotem Laub aus, das sich später ins grünliche verfärbt. Andere Arten können mit gezacktem oder rundem Laub tolle Bilder entstehen lassen. Die Blüte ist je nach Standort, Lage und Sorte eine eigene Liga. Nicht umsonst ist die Pfingstrose die Königin der Stauden. Das Farbspektrum umfasst nahezu alle Farbtöne außer blau. Und sogar mehrfarbige Sorten gibt es!

Die Form der Blütenblätter ist je nach Art und Sorte sehr unterschiedlich. Auch nach der Blüte übernimmt die Pfingstrose das statische Leitbild in einer Staudenfläche und lenkt den Blick auf sich. Deshalb empfehlen wir möglichst keine zeitgleich blühenden, strukturbildenden Pflanzen neben die Pfingstrosen zu setzen, um ihr den großen Auftritt zur Blütezeit zu lassen. Lediglich kleinblütige oder eben früher bzw. später blühendere Stauden empfehlen sich als Begleitung. Wer es dennoch üppig und farbenfroh mag, dem empfehlen wir den Rittersporn ins Auge zu fassen. Das Blau des Rittersporns, das im Farbspektrum der Pfingstrosen nicht vorkommt, wirkt gerade bei rosa blühenden Sorten als prächtige Ergänzung.

Ab September öffnen sich meist die Samenschalen der Pfingstrosen. Einige Arten haben feuerrote Samenkapseln worauf die glänzenden, schwarzen Samen besonders zum Leuchten kommen. Es sieht beinahe aus wie eine zweite Blüte.

Fast alle Pfingstrosen färben ihr Blattwerk zum Herbst hin gelb oder orange ein und bilden so einen fulminanten Abschluss des Pfingstrosenjahres, bevor sich die Pflanzen zur Winterruhe begeben. Selbst im Winter machen die vertrockneten Blätter und Äste noch etwas her, sie geben dem gesamten Beet Struktur, ohne dabei zu überladend zu wirken.

Eine Eigenschaft der Pfingstrosen muss unbedingt noch erwähnt werden: ihre Langlebigkeit. Wenn es der Pfingstrose an ihrem Standort gefällt, kann sie schon mal 50 Jahre und älter werden!

In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, ein beachtliches Sortiment an Pfingstrosensorten aufzubauen. Einige unserer Itoh-Hybriden haben auf der Bundesgartenschau 2021 in Erfurt bereits Preise erhalten. Für 2022 haben wir unser Sortiment nochmals erweitert, sodass unsere Kunden aus gut 100 Sorten ihren persönlichen Liebling wählen können.

In unserer Gärtnerei werden die Pfingstrosen ausschließlich im Topf bzw. Container angeboten. Im Gegensatz zu wurzelnackter Ware, ist so ein Verkauf über die komplette Saison möglich. Einmal den Gartenschatz auserkoren, muss er nur noch in den heimischen Garten gepflanzt werden. Bei älteren oder größeren Exemplaren können Sie auch das Glück haben, bereits Pflanzen mit Knospen und dementsprechend blühende Paeonien zu ergattern.

Die Teilung der Pflanzen erfolgt im Herbst. Die Pflanzen werden trocken in Torfmull und einer Folientüte dunkel eingelagert. Im Januar oder Februar geht es dann ans Topfen der künftigen Pfingstrosen.

Der Arbeitsplatz zum Topfen: Ein Arbeitstisch, eine Rosenschere falls Wurzeln eingekürzt werden müssen (das wollen wir aber wegen der Blühfähigkeit möglichst vermeiden). Man sieht die Pflanzenteile, die zum Topfen vorbereitet sind. Die feinen weißen Härchen sind bereits die neuen Feinwurzeln, die Nährstoffe und Wasser aufnehmen. Die Pflanzenteile haben bei uns immer mehrere Augen, die kräftig und fest sind. Das ist ein ganz wichtiges Kriterium für die Qualität der Pflanzen. Ebenfalls sollte man beim Kauf darauf achten, dass die Töpfe nicht zu klein sind! Bei zu kleinen Töpfen müssen die Wurzeln viel zu stark eingekürzt werden. Das kann dazu führen, dass die Blüte erst nach mehreren Jahren einsetzt.

Beim Topfen der Pflanzen ist sehr genau auf die richtige Pflanzhöhe der Wurzeln zu achten. Denn werden sie zu tief oder zu hoch getopft, dann blühen sie nicht! Das ist auch beim Auspflanzen im eigenen Garten wichtig. Die Pflanzen sollten möglichst die gleiche Pflanztiefe wie vorher im Topf haben.

Die fertig getopften Pfingstrosen werden anschließend noch mit Gartenfaser gegen Moos und Unkraut abgemulcht, mit Etikett versehen und schließlich ins Freiland ausgestellt.

Hermann Oehring, sicher schon bekannt von vergangenen Veranstaltungen in unserer Gärtnerei, wird zu unseren drei Events einen Vortrag über die Pfingstrosen und einige ihrer Begleiter halten. Der oben schon erwähnte Rittersporn wird da auch eine Rolle spielen. Vielleicht gibt es den Vortrag zusätzlich nochmals zur Pfingstzeit.

Wie schon erwähnt erstreckt sich die Blütezeit der Pfingstrosen von Ende April bis Ende Juni. In dieser Zeit wird es bei uns immer etwas für Freunde der Paeonien zu sehen geben. Die frisch getopften Pfingstrosen im Verkaufsquartier werden allerdings in diesem Jahr erst mal nur mit ihrem Laub „punkten“ können. Eine Blüte zeigen sie frühestens im nächsten Jahr.

Allerdings haben wir einige ältere Exemplare in großen Containern bzw. die großen Pfingsrosen in den Pflanzflächen, die uns ihre prächtigen Blüten zeigen werden. In der Blütezeit wird Pascal Klenart auch Rundgänge durch die Gärtnerei anbieten, bei denen es vorrangig um die Paeonien und ihre Begleiter gehen wird.

Diesen Beitrag teilen

Ihr Staudenspezialist in Erfurt